Kerwa Zeitung 2003 der Ortsburschen Diespeck
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Der
Phantombursche Die Zeiten der Mythen und Märchen, in der Omas und Opas, am Kaminfeuer, ihren Enkeln schauerliche Geschichten von verwünschten Leuten und Plätzen im Dorf erzählt haben, sind ja eigentlich vorbei. Und doch hat sich dieses Jahr etwas ereignet was sich Anfangs niemand durch die Schulbildung erklären konnte. Eines schönen Abends im Wirtshaus, es war mal wieder der erste Freitag im Monat und beim „Braier“ war Hochbetrieb, kam ein Ortsbursche etwas später zu seiner Sitzung. Er betrat das Nebenzimmer und berichtete von merkwürdigen Flecken auf dem Gehsteig, die sich wie eine Spur durchs halbe Dorf ziehen und ihren Ursprung vor dem Wirtshaus zu haben scheinen. Nachdem die Flecken von Sachkundigen eindeutig als „ Sp...flecken “ Identifiziert waren, beriet man, wer wohl der Urheber dieser Sauerei war. Da der Abend eigentlich noch Jung war, kam man schnell zu dem Schluss, dass es von den Gästen, die normalerweise hier verkehren, Erfahrungsgemäß noch keiner gewesen sein kann. Nach einiger Zeit der Ratlosigkeit war es auf einmal Mucksmäuschenstill und ein erschrecktes Raunen ging durch den Raum, als jemand plötzlich sagte. „Allmächd, des kann ja dann bloß a Phandomborsch sei.“ -Ein Wesen also, welches sich des Nachts, kreuz und quer durch die Wirtshäuser säuft und dem Wirt auf geheimnisvolle Weise die Fässer und Kisten leert! (Das würde die zeitweise auftretende Bierknappheit der Gastwirtschaft erklären) Aber ok, um jetzt nicht alle in Angst und Schrecken zu versetzen, es ist wie bei vielen solcher Geschichten, das mystische Saufwesen ist halt doch ein Mensch aus Fleisch und Blut und Alkohol. Es handelt sich hierbei um einen jugendlichen Diespecker, der gerne mit seinen Kumpels beim Braier, ein, zwei, viele Biere trinkt um dadurch sein Körpervolumen zu vermessen. Kommt er dann sturzbesoffen nach Hause, erzählt er seinen bestürzten Eltern, dass er heute Nacht gerne auf dem Teppich vor der Kloschüssel schlafen würde und dass er auf Burschensitzung war und er zweimal unter Aufbietung all seiner Kräfte, den Quastl ( 2 Liter-Krug der Ortsburschen ) auf Ex hat trinken müssen. Beim ersten mal hatten die Eltern noch halbwegs Verständnis und der Vater dachte sich, „Naja, na homms halt mein Buum amol gscheit Eigwaachd, des schatt amol nix.“ Und weil er ein Pflichtbewusster Möchtegern Ortsbursch war, ging er nicht wie Üblich nur einmal im Monat zur Sitzung, sondern ein- bis zweimal pro Woche. Und jedes Mal wenn er blau, wie der Himmel und das Meer zusammen, heimgekommen ist, erzählte er von diversen Saufspielen zu denen er gezwungen wurde und dass er als Mutprobe eimerweise Bier und Schnaps trinken musste, worauf die Eltern nicht mehr allzu gut auf die Burschen zu Sprechen waren. Diese dachten nämlich, dass die Ortsburschen jedes Mal an dem Generalpreller ihres Sohnes kräftig mit Schuld hatten. Dies kam natürlich auch den Besagten zu Ohren, die es Verständlicherweise nicht gerade Gutheißen, wenn sich die Jugendlichen im Dorf unter dem Deckmantel „ Burschensitzung “ regelmäßig die Kante geben, dass es Kracht und Scheppert und so stellten sie den Geschichtenerzähler zur Rede, um die Rufschädigung zu Beenden und eventuelle Nachahmungstrinker abzuhalten, in dessen Fußstapfen zu treten. Denn, dass die Burschen sowieso ständig gegen ihren, zu Unrecht, schlechten Ruf kämpfen müssen, hat man ja in vergangenen Jahren des Öfteren erleben können!
Darum
und um es einigen bei uns im Dorf noch mal ins Gedächtnis zu rufen. Und um diverse Eltern mal zum Nachdenken zu bringen: 1.
Nicht alle Aktivitäten der Ortsburschen haben zwangsweise mit
Alkohol zu tun, siehe, 2.
Dass bei den Burschen Alkohol getrunken wird, ist jedem klar, aber
eines muss auch klar sein, es ist 3. Dieser Punkt betrifft jetzt besonders die Eltern mancher Jugendlicher im Dorf: Sollte ihr Sohn seit geraumer Zeit mit der Begründung, er ginge zur Burschensitzung, Regelmäßig im Wirtshaus verschwinden und „ Bsuffn bis iebern Orsch nieber “ heimkommen, ohne auch nur einmal einen völlig verdreckten, nach Kneipe stinkenden Burschenpullover bei ihnen abzugeben, der dringend mal Gewaschen werden müsste, dann ist an der Geschichte was Oberfaul! Spätestens dann sollten sie die nächtlichen Aktionen ihres Filius vielleicht mal etwas besser unter die Lupe nehmen. Nicht,
dass ganz Diespeck demnächst wieder des Nachts erzittern muss, wenn
es heißt: „ der Phantombursche ist zurück! “ |